Outfits für die Künstlerinnen-Barbie :: Sophie Taeuber-Arp


Sophie Taeuber-Arp (*1889-1943)


Sophie Täuber verbindet mit Hans Arp eine lange Arbeitsgemeinschaft mit viel hoch und runter, bevor sie 1922 doch entschließen zu heiraten. Begenet waren sie sich 1916 in Zürich. Da ist Sophie Täuber bereits anerkannte Künstlerin und lehrt an der Kunstgewerbeschule. Der französische Hans Arp lebte schon eine Weile im Kanton Luzern, als er sich zu Beginn der 1. Weltkriegs in frühdadaistischer Manier aus der Musterung für den Kriegsdienst heraustrickst, schon weil er moralisch nicht auf französischer Seite gegen Deutschland kämpfen will (Sein Vater stammte ursprünglich aus Kiel und hatte im damals zum Deutschen Reich gehörenden Straßburg eine florierende Zigarrenfabrik aufgebaut). Im neutralen Zürich hat Arp 1916 die DADA-Soireen im Cabaret Voltaire mit begründet.

Als sich Sophie Täuber dem Kreis anschließt und an den DADA-Aktionen beteiligt, muss sie sich bei den kriegskritischen und provokanten Aufführungen bedeckt halten und maskieren, um nicht den empörten Ärger der Direktion der Kunstgewerbeschule auf sich zu ziehen und ihre Lehrstelle zu gefährden. Sie war die Hauptverdienerin in der Partnerschaft und hat den lebemutigen und wohl eher unpraktischen Hans Arp zeitlebens – bis zu ihrem frühen Unfalltod – unterstützt.

Sophie war es auch, die ihnen und Theo van Doesburg 1924 den Auftrag verschaffte, das Kulturzentrum „Aubette“ in Straßburg auszugestalten, das ich zur Vorlage für meinen Outfit-Kasten genommen habe. Sophie ist dafür über einen längeren Zeitraum zwischen Straßburg und ihrer Stelle an der Züricher Kunstgewerbeschule gependelt. Theo van Doesburg von De Stijl hatte sie wegen seiner Architektur- und Raumerfahrungen hinzugezogen. Doch im Verlauf der Arbeit kam es immer wieder zu Differenzen und van Doesburg beanspruchte für sich am Ende die Hauptautorschaft.

Beim Publikum kam die moderne Gestaltung kaum an und bereits kurz nach der Eröffnung wurde sie um geschmäcklerische Dekorationen ergänzt, 1938 schließlich überdeckt. Aber immerhin ermöglichte der Verdienst den Bau und die Ausgestaltung eines Hauses nach eigenen Entwürfen in der Nähe von Paris. Dies war Lebensmittelpunkt und künstlerischer Treffpunkt bis sie 1940 vor der nationalozialistischen Besatzung fliehen mussten. Sie verbrachten eine Weile bei Peggy Guggenheim, dann bei ihrer Künstlerinnenfreundin Sonia Delaunay-Terk in Grasse, unterstützt durch die Lebensmittelpakete von Sophies Schwester aus der Schweiz. Als auch Grasse besetzt wurde, flohen sie weiter nach Zürich zu dem befreundeten Architekten Max Bill. Dort starb sie in der Neujahrsnacht 1942/43 an einer nächtlichen Rauchvergiftung im Schlaf. Sie hatte angeboten, in dem kalten Gartenzimmer zu schlafen, weil sie doch wusste, wie kälteempfindlich Hans war, dann vermutlich aber doch mitten in der Nacht versucht, den Kohleofen zu beheizen.

"La Aubette" wurde zwischen 1994 und 2006 in Teilen nach den Originalentwürfen restauriert. Von den ursprünglich vier Etagen in dem alten Militärkomplex unweit des Straßburger Münsters – Sophies Lieblingsort in der Stadt ob der farbigen Glasfenster – können heute drei Räume im Obergeschoss des nun als Einkaufsgalerie hergerichteten Gebäudes besichtigt werden. Ich hatte einen kleinen Nachbau Ende 2011 in Düsseldorf im K20 in "Die andere Seite des Mondes" gesehen und mir fest vorgenommen, einmal nach Straßbourg zu fahren. Das sollte noch bis zu einem kalten Februarwochenende 2014 dauern. Die sanierten Räume wirkten auf uns eher bescheiden, fotografieren durfte man nicht, aber im Münster haben wird das Rosettenfenster bestaunt und Sophie nachgesprürt.